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Kassa- vs. Future-Markt: Die zwei Gesichter der Finanzwelt und ihr Kräftespiel

Der aktuelle Marktkurs eines Vermögenswertes und sein Preis in der Zukunft – zwei eng verbundene und doch grundverschiedene Konzepte, die das Fundament des modernen Finanzmarktes bilden. Während der Kassamarkt (auch Spot-Markt genannt) die unmittelbare Gegenwart widerspiegelt, blickt der Future-Markt in die Zukunft. Doch wie genau funktionieren diese beiden Märkte? Welche Akteure bewegen sie, und vor allem: Wer hat mehr Einfluss auf die Preisbildung? In diesem Artikel beleuchten wir die komplexen Beziehungen zwischen Kassa- und Future-Märkten und analysieren ihr faszinierendes Wechselspiel.


Die fundamentalen Unterschiede zwischen Kassa- und Future-Markt

Der Kassamarkt: Handel in Echtzeit


Der Kassamarkt ist der Ort, an dem Vermögenswerte zum aktuellen Kurs sofort ge- und verkauft werden – daher auch die Bezeichnung "Spot" (englisch für "sofort"). Beim Handel am Kassamarkt wird die Position unmittelbar eröffnet, und der Austausch des Vermögenswertes erfolgt nahezu sofort. Die Abwicklung findet typischerweise am nächsten Tag für Währungen wie USD/CAD oder innerhalb von zwei Geschäftstagen für die meisten anderen Währungspaare statt.

Kassamärkte zeichnen sich durch niedrige Spreads, aber Gebühren für die Übernachtfinanzierung aus. Es gibt keine Verfallstermine, sodass Positionen theoretisch unbegrenzt gehalten werden können. Sie spiegeln direkt die aktuelle Marktsituation wider, einschließlich Angebot und Nachfrage, und sind dezentralisiert strukturiert.


Der Future-Markt: Handel mit Zukunftsversprechen

Im Gegensatz dazu sind Futures standardisierte Terminkontrakte, bei denen sich der Verkäufer verpflichtet, den Basiswert zu einem festgelegten Kurs und Datum in der Zukunft zu liefern. Diese Kontrakte werden an spezialisierten Terminbörsen gehandelt.

Futures-Märkte sind durch höhere Spreads, aber keine Übernachtgebühren gekennzeichnet. Sie haben festgelegte Verfallstermine und standardisierte Vertragsbedingungen bezüglich Menge, Qualität und Liefertermin. Durch das Margin-System entsteht eine Hebelwirkung, die es ermöglicht, mit relativ geringem Kapitaleinsatz große Positionen zu handeln. Terminkurse basieren auf erwarteten zukünftigen Marktbedingungen, Zinssätzen und anderen wirtschaftlichen Faktoren.


Die Marktteilnehmer und ihre Rollen

1. Hedger: Die Risikovermeider

Hedger sind Marktteilnehmer, die Börsenpositionen eröffnen, um sich gegen Preisveränderungen abzusichern. Unternehmen oder Produzenten, die künftig am Kassamarkt kaufen oder verkaufen wollen, nutzen Futures, um unerwünschte Preisänderungen abzufedern. Ein Weizenproduzent kann beispielsweise Futures verkaufen, um sich gegen fallende Preise bei der Ernte abzusichern.


2. Spekulanten: Die Risikojäger

Spekulanten nehmen bewusst Risiken in Kauf, um von Kursschwankungen zu profitieren. Sie haben kein Interesse am Besitz der zugrundeliegenden Ware, sondern handeln ausschließlich auf Basis von Preiserwartungen. Während Day-Trader eher den Kassamarkt nutzen, bevorzugen längerfristige Trader den Future-Markt.


3. Arbitrageure: Die Gleichgewichtshüter

Arbitrageure nutzen Preisunterschiede zwischen Märkten, um risikolose Gewinne zu erzielen. Sie kaufen auf dem Markt mit dem niedrigeren Preis und verkaufen gleichzeitig auf dem teureren. Diese Aktivität sorgt für eine enge Kopplung zwischen Kassa- und Future-Preisen und trägt zur Preiseffizienz bei.


4. Spread-Trader: Die Differenzsucher

Spread-Trader konzentrieren sich auf Preisdifferenzen zwischen Kontrakten. Ein Beispiel ist der Intracontract Spread, bei dem gegenläufige Positionen in zwei Liefermonaten desselben Futures aufgebaut werden.


Preisbildung und gegenseitiger Einfluss: Ein komplexes Wechselspiel

Der Einfluss des Future-Marktes auf den Kassamarkt


Die Preissignalwirkung des Future-Marktes dient als Indikator für die zukünftige Entwicklung des Kassamarktes. Ein deutlicher Preisverfall im Future-Markt kann verstärkte Verkäufe am Kassamarkt auslösen. Solche Ereignisse entstehen oft durch den massenhaften Verkauf von Future-Kontrakten, was eine Kettenreaktion auslöst und die Preise am Kassamarkt erheblich beeinflussen kann. Dies zeigt die enge Verbindung zwischen beiden Märkten.

Arbitrage-Mechanismen verstärken diesen Effekt: Sinkende Future-Preise führen zu Leerverkäufen am Kassamarkt, die den Basiswert weiter drücken. Langfristig wirken sich anhaltende Übernachfrage im Future-Markt auch auf die Kassapreise aus.


Der Einfluss des Kassamarktes auf den Future-Markt

Der Kassamarkt bildet die Grundlage für die Berechnung von Future-Preisen. Market Maker sichern ihre Future-Positionen über den Kassamarkt ab, wodurch Liquiditätsveränderungen direkte Auswirkungen haben. Die Terminstrukturkurve, die Preise verschiedener Future-Laufzeiten abbildet, wird vom aktuellen Kassakurs geprägt.


Die Rolle der Arbitrage als Bindeglied

Arbitrageure sorgen dafür, dass Preisdifferenzen zwischen Kassa- und Future-Markt nicht zu stark von theoretischen Werten abweichen. Wenn der Future-Preis zu stark vom Kassakurs plus Cost-of-Carry abweicht, gleichen Arbitrageure dies durch automatisiertes Handeln in Sekundenschnelle aus.


Wer treibt den Markt an und wer hat mehr Aussagekraft?

Marktphasen und Volatilität

In ruhigen Phonen laufen beide Märkte synchron, wobei der Kassamarkt als Basis dient. Bei hoher Volatilität reagieren Future-Märkte jedoch schneller, da Hebelwirkung und Hochfrequenzhandel kurzfristige Bewegungen verstärken.


Informationsverarbeitung

Future-Märkte verarbeiten neue Informationen oft effizienter aufgrund höherer Liquidität und geringerer Transaktionskosten. Studien deuten darauf hin, dass Future-Preise in bestimmten Märkten den Kassakurs „führen“.


Längerfristige Preisbildung

Langfristig bestimmen fundamentale Faktoren am Kassamarkt die Richtung. Future-Preise müssen sich bei Fälligkeit dem Kassakurs annähern, und die Terminstrukturkurve orientiert sich am langfristigen Gleichgewichtspreis.


Praktische Anwendungen und Strategien

Strategien für verschiedene Handelszeiträume

Day-Trader nutzen den Kassamarkt für niedrige Spreads, während langfristige Trader Futures bevorzugen, um Übernachtgebühren zu vermeiden.


Kombinierte Strategien

Unternehmen können Spot- und Terminmarkt kombinieren, um Flexibilität und Planungssicherheit zu verbinden. Spread-Trading und Arbitrage ermöglichen es, von Marktanomalien zu profitieren.


Fazit: Ein dynamisches Gleichgewicht

Kassa- und Future-Märkte bilden ein ökonomisches Ökosystem, in dem Hedger, Spekulanten und Arbitrageure gemeinsam Liquidität und Risikotransfer sicherstellen. Während Future-Märkte in volatilen Phasen oft die Preisführung übernehmen, setzt der Kassamarkt langfristig fundamentale Impulse. Beide Märkte sind untrennbar verbunden – ihre Interaktion ist essenziell für die Stabilität des Finanzsystems. Für Anleger bleibt entscheidend, die Signale beider Märkte zu interpretieren und in kohärente Strategien zu integrieren. Autor: Mario Schmidt

 
 

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